Schottlaender, Rudolf
Deutschsein fünfmal anders
Erinnerungen eines Unangepassten
Ausstattung: Broschur
Seitenzahl: 224
Illustrationen: 9
Format: 205 mm x 125 mm
ISBN:
978-3-945256-39-8
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Generationen von DDR-Schülern hatten mit ihm zu tun, als im Deutschunterricht Sophokles’ Antigone in seiner brillanten Neuübersetzung behandelt wurde: Rudolf Schottlaender (1900– 1988). Heute ist der Philosoph, Altphilologe, Übersetzer und Publizist weithin unbekannt – zu Unrecht, wie seine Erinnerungen zeigen: Sie erweisen sich als Kaleidoskop der deutschen Geistesgeschichte im „Zeitalter der Extreme“ (Hobsbawm), in dem Schottlaender eine vermittelnde Position einnahm, mit der er in Ost und West gleichermaßen aneckte.
1921 aus der jüdischen Gemeinde ausgetreten, studierte Schottlaender Philosophie in Heidelberg (bei Jaspers) und in Freiburg im Breisgau (bei Husserl, Heidegger und Hartmann), er hatte Kontakt zum George-Kreis, lernte Günther Stern (später: Günther Anders) kennen und heiratete dessen Schwester. Nach der Promotion in Heidelberg trat er als erster deutscher Proust-Übersetzer in Erscheinung. Nur mit Glück überstand er die NS-Zeit. Nach 1945 unterrichtete er in Berlin. 1947 auf einen Lehrstuhl für Philosophie in Dresden berufen, wurde er bereits zwei Jahre später aus politischen Gründen wieder entlassen. Er kehrte nach West-Berlin zurück, wo er erneut als Lehrer tätig war. Aus Sorge vor einer Verschärfung des Kalten Krieges versuchte er einen Brückenschlag zur DDR und wurde daraufhin suspendiert. Das bewog ihn, 1959 einem Ruf als Professor für römische Literatur an die Ost-Berliner Humboldt-Universität zu folgen.
Die Erinnerungen von Rudolf Schottlaender werden in unserer Neuausgabe u.a. erweitert um einen Text über Schottlaender als Proust-Übersetzer und ein ARD-Interview aus dem Jahr 1979, das Schottlaenders Resistenz gegenüber politischer Vereinnahmung zeigt und das dazu führte, dass er bis zu seinem Tod 1988 von der Staatssicherheit überwacht wurde.
Pressestimmen
- Abel Doering: "Deutschsein fünfmal anders", in: Informationen eines Pirckheimers, 16. Juni 2023
- Rolf A. Götte: "Kiezberichte. Dr. Irene Selle und Moritz Reininghaus über Rudolf Schottlaender", in: qm-marzahnnordwest.de, 31.1.2020
- Brigitte Sändig: "Ein Zeitalter wird gelebt", in: Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte (ZRGG), Jg. 71 2019, H. 2
- Stephan Reimertz: "Die unglaubliche Geschichte von dem klugen und tapferen Philosophen Rudolf Schottlaender", auf: feuilleton.scout, 4. März 2019
- Brigitte Sändig: "Rudolf Schottlaender. Deutschsein fünfmal anders", in: Zeitschrift für christlich-jüdische Begegnung im Kontext, 1.2/2018 (Dezember 2018)
- Volker Riedel: "Rudolf Schottlaender: Deutschsein fünfmal anders. Erinnerungen eines Unangepassten", in: Mitteilungen der Winckelmann-Gesellschaft, Heft 79/2017 (Oktober 2018)
- Matthias Dohmen: "Rudolf Schottlaender. Deutschsein fünfmal anders", in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, April 2018
- Harry Nutt: "Ein deutscher Fall", in: Tagestipp Lesung, Berliner Zeitung, 26. März 2018
- Wolfgang Brauer: "Erinnerungen eines Unangepassten", in: Das Blättchen, 1. Januar 2018